Tabus in Beziehungen / Inzesttabu

Inzesttabu

Tabus in Beziehungen

In unseren persönlichen Leben und Beziehungen sind wir darauf gestossen, dass wir Menschen in den Themen rund um Beziehung und Sexualität besonders starke Konditionierungen und Tabus in uns tragen.

Ein Tabu anzuschauen, ist immer sehr schwierig und mit starken emotionalen Reaktionen, Ängsten und Missverständnissen verbunden, denn ein Tabu ist nicht bewusst, sondern wirkt aus dem Unterbewussten heraus. Da wir aber erkannt haben, dass wir nicht glücklich sind, wenn wir von Tabus und somit von unbewussten Ängsten gesteuert sind, ist es uns wichtig, Tabu-Themen anschauen und ansprechen zu dürfen.

Wir wollen bewusst fühlen und aussprechen dürfen, wie die Beziehungswirklichkeit zwischen uns und einem anderen Menschen aussieht.
Kann ich einem anderen Menschen ohne Bilder und Vorstellungen begegnen, unabhängig von unseren jeweiligen, gesellschaftlichen Rollen? Kann ich zum Beispiel Anziehung zum Partner / zur Partnerin meiner besten Freundin / meines besten Freundes fühlen, diese sogar in der Beziehung zu den beiden ehrlich ausdrücken, und dann allenfalls mit den anderen gemeinsam entscheiden, was wir damit tun wollen? Können wir lernen, als Erwachsene in gleichwertigen Beziehungen zu dritt zu sein, ohne Angst, ausgeschlossen oder verlassen zu werden?
Solche Fragen stellen wir uns, da sie uns dabei helfen, uns unserer tiefen Konditionierungen und Ängste bewusst zu werden und schliesslich auch unsere wahren Bedürfnisse zu erkennen und leben zu lernen. Diese Auseinandersetzung mit uns selbst und in Gemeinschaft sehen wir als unabdingbar für persönliches Wachstum, Heilung und für ein friedliches und glückliches menschliches Zusammenleben.

Das Inzestabu

Das Wahrnehmungstabu, das verhindert, dass die Wahrheit in der Beziehung zwischen zwei Menschen bewusst gefühlt und ausgedrückt werden darf, fusst auf dem, was die psychiatrisch-psychotherapeutische Fachwelt Inzesttabu nennt. Dieser Begriff gehört zu den am stärksten missverstandenen Fachbegriffen, mit denen die Kirschblüten-Gemeinschaft in Zusammenhang gebracht wird. Der Begriff stammt vom Psychoanalytiker Sigmund Freud, der das Inzesttabu als Lösung für den Umgang mit dem ursprünglichen Dreieck Mutter-Vater-Kind entdeckte.

Da wir uns nicht zutrauen, mit der Beziehungswirklichkeit zwischen uns umgehen zu können, wird diese mit einem Tabu belegt und aus der Wahrnehmung verbannt. Fortan werden unsere Beziehungen von gesellschaftlichen Rollen und Konventionen geregelt. Samuel Widmer hat den Begriff und das Thema des Inzesttabus aufgegriffen und weiterentwickelt. Er stellte die Frage, inwiefern das in der Kindheit verinnerlichte Tabu bei Erwachsenen weiterwirkt und ob im verantwortlichen Zusammensein unter Erwachsenen anstelle von Tabus und Regeln eine bewusste, ehrliche und lebendige Auseinandersetzung treten könnte.

Da es sich beim Inzesttabu um einen Fachbegriff handelt, verweisen wir für differenzierte Informationen zum Thema auf die entsprechenden Fachartikel und Webseiten.

Um Missverständnissen vorzubeugen und uns von falschen Unterstellungen zu distanzieren, wollen wir an dieser Stelle klar festhalten: Selbstverständlich gelten zwischen Kindern und Erwachsenen sowie innerhalb von Abhängigkeitsbeziehungen (z.B. Therapeut/Klient oder Lehrerin/Schülerin) Grenzen, die nicht überschritten werden dürfen. Die Schutzbedürftigkeit der abhängigen Person darf niemals missbraucht werden. Jegliche Form des Missbrauchs lehnen wir ganz klar ab.

Für mehr Informationen siehe u.a.
- Samuel Widmer Nicolet: Von der unerlösten Liebe zwischen Vater und Tochter/ Vom Inzesttabu und seinen Folgen; Basic Editions, 3. Auflage 2018
- Samuel Widmer Nicolet: Das Inzesttabu/ Die Art des Kriegers/ Zusammenfassende Gedanken zum Lebenswerk; Basic Editions 2010
- Film «Ich bin tabu» - Vom Tabu, Wirklichkeit in Beziehung wahrzunehmen, 2019
- Verschiedene Fachpublikationen und Vorträge