Selbsterkenntnis
Jeden Lidschlags dir gewahr… – oder der Weg des Kriegers
Selbsterkenntnis ist das Handwerkszeug, mit dem wir uns und unsere Welt zu erneuern hoffen. Sie ist quasi der Kern unserer Disziplinen bzw.
Hilfsmittel wie Gemeinschaftsbildung, Psychotherapie, Psycholyse und Tantra. Selbsterkenntnis führt uns dazu, wie eine Kriegerin
zu leben: In steter Wachsamkeit und Aufmerksamkeit für uns und unsere Umwelt.
Wir verstehen unter ernsthafter Selbsterkenntnis ein ehrliches Betrachten der eigenen Motive, Handlungen, Gedanken sowie des eigenen Verhaltens in
Beziehungen in jedem Augenblick. Ohne Beschönigung und ohne rechtfertigende Erklärungen. Wir üben uns darin, uns vorbehaltlos den Fakten
zu stellen. Das bedingt eine in jedem Moment hundertprozentige Genauigkeit und Ehrlichkeit. Kein Gedanke, kein geheimes Motiv oder
versteckte Berechnung entgehen dem Krieger. Alles wird wahrgenommen ohne zu beurteilen, zu bewerten und zu vergleichen und ohne
damit in Handlung zu gehen. Mit dieser wahrhaftigen Selbstbeobachtung befreien wir uns von Abhängigkeiten in inneren Dingen, von
Therapie und spiritueller Unterstützung und letztendlich von aller Autorität. Selberkenntnis ist der Versuch, sich selbst, die Welt
und die anderen von ganz tief innen heraus zu verstehen.
Um sich selbst, die Welt und die anderen nicht denkenderweise, sondern wahrnehmenderweise zu verstehen, braucht es verschiedene Eigenschaften.
Voraussetzung für Selbsterkenntnis ist eine ganz grosse Ehrlichkeit und die Bereitschaft, einfach nüchtern sehen zu wollen, wie es ist.
Ausserdem braucht es Zeit, um ganz genau hinschauen zu können, und Energie, um ständig gesellschaftliche Konventionen und Meinungen und
die eigenen Prägungen mit der Selbstbeobachtung zu durchdringen.
Meist verplempern wir unsere Zeit und Energie aber für andere Motive,
wie z.B. das Vergnügen oder die Suche nach Anerkennung und Geliebt-Werden. Eine Kriegerin versucht, dieses Verlangen in sich zu löschen.
Die Schwierigkeit dabei ist, sich überhaupt darüber bewusst zu sein, dass wir alle ständig danach hungern. Die Kriegerin kann das beenden,
indem sie ihren Willen dafür einsetzt, sich über sich selbst bewusst zu werden. Durch die Selbsterkenntnis wird die vergeudete Energie
frei, um immer genauer zu werden.
Das Ziel der Selbsterkenntnis ist paradoxerweise die Freiheit vom Selbst. Selbsterkenntnis ist, wenn man sie ernsthaft betreibt, ein sehr schöner
Prozess. Alles, was in die Wahrnehmung kommt, wird schön. Selbsterkenntnis oder der Weg des Kriegers erweckt das eigene Leuchten und
bringt Klarheit und Wachheit. Der Krieger macht sich nicht mehr Sorgen darüber, ob er geliebt wird, er liebt.